Nachdem mein Kollege Joe Sieber mir schon mehrfach erzählt hatte, dass er zu den Gründern des Sensenvereins Deutschland e.V. gehört und auch Sensenkurse gibt war es dann Ende Juli 2009 endlich so weit. Die großen Ferien hatten gerade begonnen und bei Joe stieg ein neuer Sensenkurs. Zusammen mit zwei Freundinnen meldeten sich Irene und ich über die VHS Wangen bei Joe’s Sensenkurs an. In aller Frühe fanden wir uns am Treffpunkt, dem Privathaus von Joe in Wangen, ein um erst einmal die Theorie der Sense eingeweiht zu werden. Da ich als kleiner Bub schon mal gesenst hatte war ich gespannt was es da denn so zu lernen gibt. Schließlich ist Sense doch wohl Sense und wenn man die von rechts nach links schwenkt fällt das Gras schon irgendwie.
Tja … weit gefehlt! Im Verlauf der Theoriephase lernten wir dann folgendes kennen:
- Der Sensenstiel heißt Worb. Die richtige Größe im Verhältnis zum Körper ist schon mal eine wichtige Voraussetzung später nicht immer gebückt und mit Rückenweh auf dem Wiesle zu stehen. Hmmm … da hatte ich doch schon mein erstes Deja-vu. Irgendwie war das logisch! Nur … im Baumarkt gibt es halt eine Größe und gut ist. Nicht so beim Kurs des Sensenvereins. Joe und Heiner, unsere Kursleiter, hatten da vier verschiedene Größen und für mich passte die große Größe dann gerade noch gut genug.
- Ein nächster wichtiger Punkt war die richtige Position der beiden Griffe am Worb! Die waren an den speziellen Worbs glücklicherweise höhenverstellbar und so lernten wir, dass der untere Griff auf Höhe des Hüftknochens zu sein hat. Der obere Griff hat von dort aus eine Unterarmlänge und ca. eine Handbreit höher seine richtige Position. Auch irgendwie nachvollziehbar, dass die Griffe je nach Körperbau sicher eine optimale Position haben.
- Auch Wetzen ist so ein Ding. Mir war klar, dass es hier darum geht die Klinge des Sensenblatts zu schleifen. Aber auch hier durfte ich Lernen, dass dem überhaupt nicht so ist. Die Schneide ist nämlich durch das Dengeln in Wirklichkeit so hauchdünn, dass sie sich beim Sensen verbiegt. Unscharf wird die gar nicht wirklich. Beim Wetzen geht es nur darum die verbogene und aufgerollte Schneide wieder gerade zu biegen. Erst einmal unglaublich wenn auch irgendwie wieder logisch erklärt. Die Praxis kurze Zeit später sollte dies aber auch noch bestätigen.
- Nun ging es an das korrekte Anbringen des Sensenblatts am Worb. Nach kurzem Mitdenken wird auch hier klar, dass die beiden Winkel zum Worb natürlich auch richtig stimmen müssen damit das Messer im genau richtigen Winkel die Grashalme zum Schneiden trifft. Alle durften dann unter den kritischen aber sehr netten Augen unserer Tutoren ihre eigene Sense aufrüsten und das Sensenblatt entsprechend dem Gelernten anbringen.
Soweit mal zu den für mich wichtigsten Punkten der Theorie. Wir waren alle heiß darauf endlich auf’s Wiesle zu kommen und mit dem Sensen loszulegen. Zuerst wurde dort noch gezeigt wie das Wetzen denn nun in der Praxis aussieht.
- Abwischen des Sensenblatts ohne sich zu schneiden.
- Richtige Haltung des Wetzsteins.
- Und dann das richtige Wetzen selbst.
Dann wurde jede/r Teilnehmer/in im Einzelunterricht in die richtige Schwungtechnik und Körperhaltung eingewiesen. Und nun ging es endlich ans Gras – man erhielt seine Reihe und durfte loslegen. Ziemlich konzentriert wurde die ersten Minuten die Sense geschwungen und dann zurückgeschaut was da hinter einem lag. Das war dann überraschenderweise tatsächlich ungefähr so wie es aussehen sollte. Das Gras war gemäht und lag als Mahd sauber in einer Reihe (Gerade will ich nicht gleich behaupten).
Über kurz oder lang waren alle schweigend dabei ihre Reihe abzusensen. Joe und Heiner unterstützten dabei in wundervoller Weise. Die Geräusche und der Geruch des frisch gemähten Grases waren wunderbar!
Irgendwann war dann Brotzeit. Im Garten von Joe gab es zum mitgebrachten Vesper einen wunderbaren Most aus Joe’s Keller. Im Kontrast zu dem noch vor wenigen Tagen hektischen Alltag in der Schule war diese Atmosphäre herrlich.
Direkt in Joe’s Garten durften wir dann noch erfahren, dass auch ein kurzer Hausrasen durchaus mit der Sense gemäht werden kann wenn diese richtig eingestellt und scharf ist.
Anschließend gab es noch eine Einführung in das Dengeln des Sensenblatts. Joe und Heiner haben hierfür etliche alte Blätter an denen man nichts mehr falsch machen kann.
Irene und ich waren vom Kurs absolut begeistert und nahmen gleich noch jeweils eine Sense mit. Auch der Sensenverein Deutschland e.V. begeisterte uns und so wurde ich dort gleich Mitglied.