[8. Update, Stand vom 24.8. (erstes Tagesupdate), es werden nun noch Bilder folgen – ich habe wieder einen PC unter den Fingern] Grundsätzlicher Anlass der Reise war, neben unserer allgemeinen Reiselust, eine Hochzeitseinladung des ehemaligen Au-Pairs meiner Schwester Bernadette. Sie heißt Sandra Gaëlle und hatte in Deutschland Stéphane, einen Kameruner der auch aus Yaoundé stammt, kennen und lieben gelernt. Über diese Einladung haben wir uns sehr gefreut und nach diversen Vorbereitungen (Visa, Impfungen, Infos, …) ging es dann los.
8.8. – Ab- bzw. Anreise
Da unser Turkish Airlines Flieger am Dienstag schon kurz nach 10 Uhr startete, und wir die Anreise ja noch einrechnen mussten, starteten wir lieber schon am Montagabend und konnten bei meinem Bruder Dominik in München übernachten. Nach einem netten Abend beim Griechen ging es dann am nächsten Morgen trotzdem noch recht früh zum Flughafen in München. Obwohl wir 2 Stunden vorher am Schalter waren, machten wir uns zum Schluss doch noch Sorgen ob wir rechtzeitig abgefertigt werden und es noch durch die Sicherheitskontrolle zum Boarding schaffen. Zu wenig Personal an den Schaltern, die Mitreisenden mit Gepäck ohne Ende, … dauerte das schon mal ganz ordentlich. Aber es ging dann doch alles gut und wir konnten die erste Etappe bis Istanbul gemütlich absolvieren. Nach einem erträglich kurzen Aufenthalt ging es dann an das Gate in Richtung Yaoundé. Das war dann eigentlich das erste Mal, dass wir mit unserer Hautfarbe in der Minderheit waren. Erneut mit Turkish Airlines ging es nun direkt nach Yaoundé.
Der dortige Ausstieg verzögerte sich, weil an der Gangway / dem Flughafen der Strom ausgefallen war. So ca. 15-20 Minuten später war das Problem aber gelöst und es ging zu den Einreiseformalitäten – Überprüfung ob eine Gelbfieber-Impfung im Impfbuch steht, Einreise-Papiere ausfüllen, Fingerabdrücke abgeben, Gepäck vom Band und ohne Kontrolle durch den Zoll. Jetzt war noch die Frage ob uns jemand abholt – die Kommunikation im Vorfeld war leider unterbrochen worden. Aber wir waren noch kaum draußen, erkannte Stéphane (der Bräutigam) mich und ich ihn. Nach einer herzlichen Begrüßung ging es dann mit dem Auto eines Cousins zu unserem angemieteten Appartement im südlichen, und leider etwas sehr außerhalb liegenden Yaoundé-Stadtviertels Ahala (unser zeitliches Domizil ist markiert). Stéphane und seine Verwandtschaft verabschiedeten sich, denn es war mittlerweile schon ca. 1:00 Uhr am Morgen des 9. August. Dafür wartete meine Schwester Bernadette auf uns, sie war schon eine Tag früher angereist, und übernahm unsere Begrüßung und Zimmer-Einweisung. Noch schnell das Moskito-Netz aufhängen, und ab in die Falle.
Tag 1 (9.8.): Hochzeits-WG und traditionelle Hochzeit
Am nächsten Morgen machten wir uns dann mit unseren Mitbewohnerinnen bekannt. Manuela (eine Lehrerin von Sandra Gaëlle – der Braut – in Ettlingen) und Miriam (eine Mitschülerin von Sandra Gaëlle und stammt ursprünglich selbst aus Kenia) komplettierten damit unsere 5-er-WG. Alle sehr, sehr nett und so fanden wir uns nach der Morgentoilette alle beim Frühstück ein. Dabei konnten wir dann an den Erfahrungen teilhaben die die anderen schon am Vortag gesammelt hatten. So erfuhren wir z.B. dass Gabriel, ein Onkel von Sandra Gaëlle uns mit seinem Taxi nicht nur durch Yaoundé fährt, sondern uns auch bei den diversen Einkäufen, Verhandlungen, … zur Seite steht. Gesagt getan, Gabriel stand zur ausgemachten Uhrzeit vor der Tür und es ging mit seinem Taxi in die Innenstadt der großflächigen Hauptstadt von Kamerun – Yaoundé. Nach diversen Kleinbesorgungen, u.a. ein Kauf afrikanischer Stoffe für Kleider u. Tischdecken, einem Oberteil für mich, … gab es dann auf dem Marché Central ein Bier und anschließend ein Mittagessen an einem Essensstand. Nachdem Gabriel, der offenbar auch eine Rolle in der Familienführung (Chef de famille) inne hat, noch bei etliche Runden bei Stuhl- und Tischverleihern (für die Hochzeit) gedreht hatte, ging es dann wieder nach Hause um sich für den Abend hübsch zu machen. Da aber zu dieser ersten Hochzeit, der traditionell kamerunischen Hochzeit, angeblich alle in normalen Kleidern kommen, war die Aufhübschzeit dann überschaubar und wir machten uns wieder mit Gabriel auf den Weg. In mehrfacher Hinsicht ein großer Fehler!
Zuerst einmal waren um diese Zeit (ca. 17:00 Uhr) alle Straßen komplett verstopft, womit wir für die Anfahrt schon mal statt 30 Minuten, eine Stunde benötigten. Beim Haus von Sandras Eltern angekommen wurden wir mit den Eltern, der Oma, … und den sonst gerade noch anwesenden Anverwandten von Sandra bekannt gemacht. Das war aber seltsamerweise eine überschaubare Anzahl und wir fragten uns wo denn der Rest der angeblich großen Anzahl an Hochzeitsgästen war!? Nun … und hier beginnt der zweite große Fehler … um die angegebene Uhrzeit kommt man einfach nicht, außer man ist ein Deutscher und damit Uhrzeit-Pünktlichkeitsfetischist. Nach 2 Stunden meinte Gabriel dann, dass wir nun in die Kirche gehen und dort Sandra treffen. Es ging dann durch den Ortsteil zu einer Kirche, die aber schon aus war. Also gingen wir in so eine Art Bar am Straßenrand, tranken ein kamerunisches Bier, und im Anschluss wieder zum Haus der Eltern. Nun, es war nun schon so ca. 21:00 Uhr und damit waren wir seit drei Stunden vor Ort, so wirklich mehr Leute waren noch nicht gekommen. Die ersten gingen wieder, neue kamen … und gingen auch wieder, es wurden Stuhlreihen ins Freie getragen und kamen wieder rein, Leute auf den Ehrenplätzen kamen und gingen, … und wir wunderten uns. So gegen 22:00 Uhr wurden wir dann aufgefordert unsere Plätze einzunehmen, denn es sollte losgehen. Auf den Stühlen, eng an eng, im sich stetig aufheizenden Wohnsaal, warteten wir, und warteten, und … genau, warteten. Wer schon mal eine halbe Stunde auf einen Zug gewartet hat, kann evtl. im Ansatz unser 5-stündiges Warten vorstellen.
Erst so gegen 23:00 Uhr kam nämlich so langsam Bewegung in die Sache. Manuella (nachfolgend immer an den beiden ‚L‘ im Namen erkennbar), eine kamerunische Freundin von Sandra, die auch aus Deutschland in die Heimat angereist war, erläuterte uns was da nun so vor sich ging. Die Verwandtschaft der Braut, inkl. aller Oberhäupter der Familie waren anwesend und warteten auf die Verwandtschaft des Bräutigams. Die muss nämlich in einer Art Scheinverhandlung um die Braut feilschen, Geld bezahlen, … und so weiter. Man ahnt es vielleicht schon, aber das „Warten“ auf die Familie des Bräutigams zieht sich auch hin. Im Klartext bedeutet, dass: Alle Sitzen einfach mit stocksaurer Miene da, wobei das schon ein Teil des „Braut-nicht-Rausrücken-Theaters“ ist, und Schweigen! Ernsthaft! Du sitzt schweigend eine weitere Stunde in einem nun brechend vollen, schwülen und heißen Saal. Die afrikanischen Profis, auch mal der eine oder andere Gast, in den hinteren Reihen nutzen das mal für ein Schläfchen.
Und dann, endlich, kommt die Familie des Bräutigams – ohne ihn! Man setzt sich, auch mit Poker-Miene in den Gesichtern, und wartet … immer noch schweigend. Irgendwann eröffnet einer aus der Verwandtschaft des Bräutigams die (Schein-)Verhandlungen um die Braut. Da das dann aber nicht auf Französisch, sondern in einer der 200 kamerunischen Sprachen abläuft, verstehst Du rein gar nichts! Ok … Du denkst nun die Verhandlung kommt in den Gang? Weit gefehlt! Nach der Verhandlungseröffnung setzt sich der erste Verhandlungsführer wieder, während die Gegenpartei der Braut das erst mal mit Poker-Miene auf sich wirken lässt. Warten! Iiiiirgendwann steht einer von denen dann auf und hält seine Gegenrede.
Auch der setzt sich wieder und das Warten nimmt seinen Lauf. So geht das nun einige Mal hin und her – inklusive dem Warten zwischen den Verhandlungsbeiträgen. Zunehmend wird die Verhandlung offenbar persönlicher, und die verschiedenen Verhandlungsführer machen sich über die Gegenpartei lustig. Da in diesem Fall alle Bescheid wissen (laut Informationen von anderen KamerunerInnen kann das durchaus aus Ernst sein und negativ enden), wird dabei dann teilweise heftig gelacht. Nur wir nicht – wir verstehen ja nichts. Die groben Fortschritte der Verhandlung erklärt uns tapfer Manuella, die aber eigentlich eine andere der lokalen Sprachen spricht.
Nach etlichen dieser Verhandlungsreden beginnt die Familie des Bräutigams mit Geldzahlungen um die angepriesene Braut zu Gesicht zu bekommen – es sind nämlich bislang weder die Braut, noch der Bräutigam anwesend. Nachdem genügend Geld geflossen ist (in diesem Fall eher symbolisch) beginnt die Familie der Braut auf das Angebot einzugehen. Zuerst wird eine andere Frau, unter einem Tuch versteckt, hereingeführt und als die angebliche Braut angeboten. Das merkt die Familie des Mannes und lehnt das ab. Warten ist die natürliche Folge. Dann wird eine Auto-Anfahrt der Braut simuliert, wobei das Auto leider kaputt geht und man braucht Geld um es zu reparieren – erneute Zahlungen, und erneutes Warten. Es folgt ein Gejammer über die teuren Benzinpreis – erneute Zahlungen, und erneutes Warten. Und endlich wird die Braut gebracht – großer Jubel! Leider fehlt der Bräutigam, und auch hier muss ein Gefeilsche stattfinden, allerdings anders herum und dieser Teil geht auch vergleichsweise recht zügig.
Nachdem das Brautpaar endlich beieinander ist, die Familienoberhäupter zugestimmt haben (die beiden Mütter dürfen z.B. gar nicht anwesend sein und die Väter dürfen nicht mitverhandeln) folgen noch etliche Reden, Trinkzeremonien, … usw. usf..
Es zieht sich endlos! Wir sitzen wie eingangs erwähnt seit ca. 18:00 Uhr vor Ort herum, und zwischenzeitlich ist es ca. 03:00 Uhr am Morgen. Kein Witz! Dann gibt es endlich das angekündigte Festmahl. Da wir von unserer Hochzeitsvariante ausgingen hatten ein paar von uns nichts gegessen und waren damit seit dem Morgen ohne Essen.
Nachdem wir dann gegessen und getrunken hatten ging es mit dem Taxi von Gabriel in unsere WG, die leider am anderen Ende der Stadt ist. So gegen 05:00 Uhr fielen wir erschöpft in die Betten und bedauerten unser wundgesessenes Hinterteil.
Später erfuhren wir dann, dass wir zu früh gegangen waren. Es gab offenbar weitere dieser traditionellen Zeremonien, Trinkspiele, … nachdem wir gegangen waren.
Tag 2 (10.8.): Erholung und Essenseinladung
Nachdem wir so gut es ging ausgeschlafen hatten (um 9:00 Uhr kamen Handwerker um die defekte Dusche und einen Wasserhahn zu reparieren) begannen wir unseren Erholungstag gemütlich. Nach einem Frühstück erkundeten wir das lokale Wohnviertel und entdeckten zu unserer Freude ein kleines Geschäft, eine Art Kiosk, in dem es alle Grundnahrungsmittel und Getränke gibt, und das außerdem als kleines Lokal dient. Die meisten genossen kamerunisches Bier (schmeckt gut) oder einen Fruchtsaft. Ich hatte leider vom zu viel konsumierten Whisky „etwas“ Kopfweh und einen Kater, da half das Cola besser.
Anmerkung: Diese Kiosk-Kneipe wurde später unser „Stammlokal“ für’s Frühstück (die Mitreisenden wissen was gemeint ist :-) )
Die einen gingen dann noch weiter spazieren und entdeckten dabei weitere Geschäfte. Irene und ich gingen zurück, da Irene für die Hochzeit einen Kuchen versprochen hatte – ihren berühmten Nusszopf. Der sah auch prima aus, bis der nagelneue Gasherd seinen Dienst begann. Die Oberhitze brutzelte volle Kanne direkt von oben, die Unterhitze war auch nicht richtig regulierbar und brutzelte von unten, und so war der Zopf oben und unten schnell schwarz, während in der Mitte alles teigig war. Versuche die Hitze mit zwischengeschobenen Blechen und Töpfen abzuschirmen schlugen leider fehl. Frust und der Beschluss, dass es mit diesem Backofen einfach nicht geht und es den Kuchen somit auch nicht gibt!
Glücklicherweise besserte sich die Stimmung da wir von Manuellas Familie zum Essen eingeladen waren. Manuellas Bruder William holte uns ab und wir wurden mit großem Hallo begrüßt. Ein anderer Bruder fand großen Gefallen an meiner Kamera und schoss so viele Bilder wie er konnte. Und uns lief, ob der tollen Gerüche aus der Küche, zunehmend das Wasser im Mund zusammen. Es gab dann zweierlei Fischsorten, leckerste Kartoffeln, frittierte Bananen, eine total leckere Piment-Erdnuss-Soße die pfeffer- und muskatartig schmeckte. Es war absolut lecker! Nebenher spielten wir die am Tag 1 erlebte Verhandlung mit William nach und priesen dabei die Vorzüge unserer WG-Mitbewohnerin Miriam – wir hatten großen Spaß!
William brachte uns mit dem Familienauto dann gut gesättigt wieder zurück. Um Kraft für den nächsten Tag zu schöpfen gingen dort dann alle auch sehr zeitig ins Bett.
Tag 3 (11.8.): Die standesamtliche Hochzeit:
Gut ausgeschlafen hatten wir dann erst einmal ein gemütliches Frühstück. Manuela war beim lokalen Geschäft unseres Quartiers und hatte frisches Brot geholt das wir dann mit deutscher Marmelade verfeinert vertilgten. Anschließend hübschten sich alle auf, und zogen vor allem die von einer Schneiderin, vorab auf Maß gefertigten Hochzeitskleider an. Alle Gäste hatten sich im Vorfeld für ein Kleidermodell entschieden und alle Modelle waren entweder komplett aus dem von der Braut vorgegebenen Stoff, oder hatten die verschiedensten Applikationen damit.
Es folgte … Warten auf das Taxi von Gabriel. Um 11:00 sollte die Trauung beginnen. Um 10:45 Uhr fanden wir das dann auch in Hinblick auf das kamerunische Zeitverständnis langsam etwas knapp und riefen Sandra die Braut an. Es stellte sich heraus, dass es hier ein Missverständnis gab und Gabriel uns gar nicht abholte. Kurzentschlossen wanderten wir also zur nächsten Hauptstraße, winkten uns ein leeres Taxi herbei und fuhren für 2000,- XAF (der in der CEMAC gültige Franc) zum Bürgermeisteramt in dem die Trauung stattfand.
Dort angekommen war sofort klar zu welcher der mehreren Hochzeitsgesellschaften wir gehörten. Es hatten ja alle irgendeine Form des einheitlichen Stoffs als Kleidung an. Trotzdem war so gut wie jedes der Kleidungsstücke individuell gestaltet – eine Meisterleistung!
Ansonsten, man ahnt es schon, verzögerte sich der Beginn der Trauung. Allerdings in noch auch für Europäer erträglichen Rahmen – zumindest dann wenn man bei der traditionellen Hochzeit schon mal in afrikanische Wartezeiten eingeführt wurde :-).
Zu Beginn der Trauungszeremonie war es für uns erst einmal sehr überraschend, dass der Bräutigam erst einmal ein Erklärung abgeben musste ob er sich für die monogame oder die polygame Ehe entscheidet! What? Wir haben das am Abend im Internet recherchiert und es ist tatsächlich so – für uns unglaublich. Die Entscheidung wurde mit kamerunischen Freudenlauten von der Hochzeitsgästen quittiert. Anschließend war das durchaus mit unseren Trauungen vergleichbar, von den diversen lautstarken Freudensbekundungen und der Unterschriften-Anzahl abgesehen – wobei eigentlich so gut wie niemand etwas verstand, denn an diesem Tag war die Tonanlage defekt. Alle Beteiligten, so ca. 6 Personen, hatten jeweils auf 9 Dokumenten in drei Büchern zu unterzeichnen. Dann ging es ins Freie zu ausgiebigen Fotosessions. Bislang hatte unsere Manuela (die Deutsche), trotz meines leichten Spots, peinlich darauf geachtet, dass sie nicht auf Fotos abgelichtet wird. Bei dieser Fotoflut brachen dann auch bei ihr die Schranken und so ist auch Manuela vermutlich auf annähernd tausend Fotos, von denen sicher mindestens eins den Weg zu Facebook findet :-).
Der Hochzeitskonvoi, aus Privatautos und diversen Taxis, machte sich dann durch den chaotischen Verkehr zu Sandras Elternhaus auf den Weg. Kleine Erklärung für Deutsche: Ich würde mich nicht als klein und schlank bezeichnen, saß aber mit einer hübschen Kamerunerin und einem ca. 12-jährigen Kind, also zu Dritt, auf dem rechten Vordersitz. Auf dem Rücksitz quetschen sich die weiblichen WG-Bewohnerinnen zu Viert. Mit dem Fahrer also acht Personen in einem kleinen Toyota-PKW!
Bei Sandras Eltern erwartete uns dann eine festliche Tafel in Zelten, sowie viele weitere Sitzplätze im Freien. Nach einer erfreulich kurzen Rede des Brautvaters, im wesentlichen dankte er kurz Gott und wünschte guten Appetit, und einem Gebet wurde das Büfett freigegeben. Wobei die Freigabe nach einzelnen Tischen durch eine Zeremonienmeister erfolgte. „Les blancs“ („die Weißen“, wie wir hier von den Passanten immer genannt werden) waren glücklicherweise recht früh an der Reihe, womit wir von allen Leckereien noch ausreichend vorfanden. Auch wieder lecker Essen!
Anmerkung: „Les blancs“ wird hier, auf Grund des mit afrikanischem Akzent gesprochenen Französischs, ungefähr als „le blang“ ausgesprochen.
Zum Essen, und auch noch danach lief diverse Musik. Ein paar, aber wenige, Kamerunerinnen tanzten zu den Rhythmen. Als wir uns dazu gesellten fand das unter großem Beifall und Begeisterung statt. Es trauten sich nun mehr und es wurde auch wilder. Auf gut Neudeutsch – wir „dancten gut ab“ :-)
Das Brautpaar war dann recht früh verschwunden, die Gäste lösten sich auch ziemlich schnell auf, und so waren wir nach einer erneut rasanten Taxifahrt wieder relativ früh zu Hause. Nach einer gemütlichen Runde im WG-Wohnzimmer gingen wir dann ins Bett, Kräfte für Morgen sammeln.
Tag 4: Die kirchliche Hochzeit
Auf die kirchliche Trauung vorgespannt begann der Tag. Nach dem gemeinsamen WG-Frühstück folgte der tägliche Schichtwechsel im Bad, heute unter der Voraussetzung, dass alle natürlich möglichst festlich u. Hübsch aussehen wollten. Die Zeit war auch ein wenig knapper als sonst, denn 11:00 Uhr ist so für eine Deutsch-Kenianische-WG doch recht früh, wenn man noch die Anfahrt durch den Verkehr von Yaoundé berücksichtigt.
Die Abfahrt war für 10:30 Uhr mit Gabriel vereinbart – wobei da schon ein gewisses zu spät Ankommen mit Absicht berücksichtigt war. Nun, Gabriel war aber auch um kurz vor 11:00 Uhr noch nicht da :-(. Mal abgesehen davon, dass uns allen gerade die kirchliche Hochzeit doch recht wichtig war, sollte Miriam als Brautjungfer ja auch noch ausreichend vor der Hochzeit da sein. Wir beschlossen also an der Straße mit einem angehaltenen Taxi unser Glück zu versuchen. Und so wanderten vier „Les blancs“ („die Weißen“, und wir haben uns schon mit dieser Bezeichnung der Einheimischen für unseren Tross schon angefreundet) und eine Kenianerin durch die Straßen des Stadtviertels Ahala, in Richtung Hauptstraße wo die Wahrscheinlichkeit für Taxis höher ist.
Apropos Kenianerin – das muss ich echt mal erwähnen. Miriam stammt ja wie schon erwähnt aus Kenia, ist aber auch dunkelhäutig und wird von den Kamerunern als eine kamerunische Begleiterin von den „Les blancs“ interpretiert. Dementsprechend wenden sich oft Leute an Miriam wenn sie eigentlich uns etwas sagen wollen, oder sich über etwas bei uns informieren wollen. Sie texten Miriam voll in französischer Sprache an und wundern sich, dass die sie nur ratlos anschaut oder auf Englisch (2. Sprache in Kenia) antwortet. Gestern, aber man muss wahrscheinlich dabei gewesen sein, erwiderte Miriam dann genervt, in reinstem Hochdeutsch „Ich spreche kein Französisch“ – verdutztes Gesicht bei einem Kamerunern, schallendes Gelächter von unserer Seite!
Noch besser für uns war aber diese Taxifahrt – wir fanden nämlich recht zügig ein Taxi und der Fahrer sprach fließend Englisch. Miriam wurde von ihm also, nach einem Fehlversuch, in der richtigen Sprache angesprochen. Der Fahrer wollte als erstes wissen „How do you find Cameroun?“. Miriam, die mit uns natürlich ausschließlich und perfekt Deutsch sprach, antwortet: „Nice, but a lot of Verkehr!“. Wir sind jetzt noch gelegentlich am Lachen :-).
Mit unserem Taxi ging es also zur angeblichen Kirche, der Fahrer war sich sicher, dass er sie kennt. Leider war dort kein Mensch! Dann hatte er verstanden, dass wir zu einer Hochzeit wollen und schimpfte, dass wir das doch gleich hätten sagen sollen – dann wisse er wo das ist. An der nächsten Kirche war dann zwar eine Hochzeit, aber nicht die zu der wir eingeladen waren :-). Nun forderten wir ihn auf unserer Kontakte über sein Handy anzurufen, denn wir hatten alle kein Guthaben mehr. Nach mehreren Versuchen gelang es ihm ausgerechnet Gabriel an die Leitung zu bekommen – der Taxifahrer der Brautfamilie der uns ja eigentlich abholen sollte. Der beschrieb ihm nicht nur den Weg, sondern offenbar auch, dass er bei uns in Ahala stehe und sauer sei. Nun gut, so treffen dann deutsche Pünktlichkeit (immerhin schon mit 45 Minuten Toleranz), deutsche Konsequenz und kamerunisches Zeitverständnis aufeinander.
Endlich an der Kirche angekommen, hatte diese doch schon eine Weile begonnen. Es war also zu 100% die richtige Entscheidung ein freies Taxi zu nehmen! Wir bekamen aber die Trauung und die anschließende heilige Messe in der katholischen Kirche noch komplett mit. Für uns, die wir die Andacht, Stille, … deutscher Gotteshäuser kennen, war es doch sehr erfrischend diese Vitalität hier zu erleben. Wie man es vielleicht aus Filmen kennt, wird mit einer unglaublichen Inbrunst gesungen, dazu getanzt, mitgesungen, … und eben alles etwas lockerer gehandhabt als bei uns. Das einzige wo ich den Deutschen dann doch nicht ablegen konnte war der Erweiterungsbau. Die flache, offene Kirche, bekommt hinten nämlich einen Anbau mit Empore. Die Bauarbeiter waren gerade die dabei die Beton-Schalung für die nächste Fensterbrüstung zu erstellen – und die kamen keine Sekunde auf die Idee die Arbeiten einzustellen. Und so klangen in Predigt, Trauung, Messe, Gesänge, … und vor allem auch nachhaltig die wuchtigen Hammerschläge der Arbeiter an, bzw. in unser Ohr. Damit das klar ist – wir reden von Tropenholz, von Hartholz, das waren wirklich HAMMER-Schläge. Der Pfarrer fand das jetzt aber nicht sonderlich störend!? Nun gut …
Nach dem üblichen Stehempfang vor der Kirche, machte sich ein Teil zur Fotosession in die Innenstadt auf, während die anderen erst mal wieder nach Hause gingen. Wir gingen auch nach Hause und genossen einen recht ruhigen Nachmittag. Für den Abend war dann das große Hochzeitsevent geplant, und zwar für 21:00 Uhr. Sandra rief uns dann noch an, dass wir doch schon um 19:00 Uhr los fahren sollen, damit wir nicht in die lange Warteschlange geraten. Aber wir kennen das mit der Zeit jetzt ja schon ein Stück weit, und beschlossen weiterhin erst auf ca. 21:30 Uhr anzufahren. Gute Entscheidung :-) ! Als wir wieder mit einem Ruftaxi vor Ort eintrafen, waren wir so ziemlich die ersten Gäste und benötigten, als „Les Blancs“ ausnahmsweise auch keine gedruckte Einladung – die hatten wir vergessen.
Die Location war ein großer Ballsaal (der Cercle Bansoa hier bei Facebook), aufwändigst geschmückt, mit Protokollchef, DJ, einer Sängerin und einem Sänger, Tische die alle mit deutschen Städtenamen identifizierbar waren (wir saßen am Tisch „Bruchsal“), eingedeckt mit Whisky, Cola, Wasser, Bier, … und vor allem mit einer Sound-Anlage die den ganzen Abend total übersteuert & verzerrt den Saal zum Vibrieren brachte (vibrieren ist hier physikalisch gemeint).
So gegen 22:30 bis 23:00 Uhr hatte sich der Saal dann gefüllt und der Protokollchef verkündete laaaaangatmig, mit blumigen Worten, den abendlichen Ablauf. Zuerst wurde nun das Brautpaar begrüßt, dass bis dahin auch schon so ca. 1,5 bis 2 Stunden im Auto vor dem Ballsaal saß. Es folgte also der Auftritt des Brautpaars das zu kamerunischen Rhythmen die „Piste“, wie die längliche Tanzfläche bezeichnet wurde, entlang tanzten. Nach ein paar Worten gab es dann die Eröffnung des Büfetts – wie schon gewohnt tischweise organisiert.
Nach dem Essen, das konstant von der dröhnend übersteuerten Anlage beschallt war, wobei die Sänger sehr gut waren, folgten weitere Tänze, u.a. ein Tanzwettbewerb des Brautpaars untereinander, und der Auftritt eines westkamerunischen Traditions-Tanz-Duos. Erwähnenswert ist dabei, dass man bei Gefallen allen Sängern bzw. Tänzer/innen Geldscheine auf die schweißnasse Stirn klebt (das war auch schon bei den anderen beiden Hochzeitsteilen so war).
Irgendwann folgte dann die Geschenkübergabe. Dabei stellt sich das Brautpaar, auf der Stelle tanzend bereit, und alle Gäste tanzen einzeln, möglichst individuell, über die Piste auf das Brautpaar zu, und überreichen mit den wildesten Übergaberitualen ihr Geschenk. Auch das dauert, und zwar pro Person :-). Nach Umarmungen wird das Geschenk dann nach hinten weitergereicht, wo die Brautjungfern das dann in einer Kette weitergeben und aufstapeln. Da die Beiden ja auch schon bald wieder nach Deutschland abreisen, bin ich mal gespannt ob sie einen Container mieten oder das alles da lassen – ich tippe auf Letzteres.
Es folgt der Anschnitt der Hochzeits-Torte, ebenfalls mit langem Vorlauf durch den „Chef de Protocol„. Aber egal, danach eröffnet das Brautpaar den Tanz und nach kurzer Zeit werden protokollgemäß weitere Paare auf die Tanzfläche geladen. Welcher Schreck – irgendwie ist mein Name auf die Liste geraten, na super. Mit den Worten des Protokollchefs „avec une belle et jeune Camerounaise“ bin ich also in der 2. Runde mit dabei. Danach löst sich das für mich glücklicherweise auf weil wir durch einen Musikwechsel von Klassik in den kamerunischen Freestyle übergehen – das kann ich einigermaßen – und nun vor allem alle mitmachen „dürfen“ :-).
Nach etlichen Tanzrunden, und mit Verlaub klatschnass, verlassen wir dann die „Piste“ und nachdem die Getränke an unserem Tisch aufgebraucht sind, wir ohnehin schon eine Stunde länger geblieben sind als geplant, geht es um 3:00 Uhr nach Hause.
Tag 5 (13.8.): Yaoundé nach Bagangte (Westkamerun)
Die Familie von Manuella hatte uns beim dortigen Abendessen (siehe Tag 2) auch in ihr „Dorf“ in Westkamerun eingeladen. Ob das klappt war damals noch unklar, weil Sandra Gaëlle und Stéphane ja auch Planungen gemacht hatten – so war es zumindest zugesagt worden. Für Sandra Gaëlle war das aber erst mal ok und sie wollte einen Tag später nachkommen. Wir fanden das auch sinnvoll, den die beiden haben nun wirklich viele sehr stressige Tage hinter sich und sollten vielleicht auch ein paar Tage mit der Familie verbringen anstatt mit uns durch das Land zu reisen.
Manuellas Mutter hatte es dann tatsächlich, wenn auch offenbar mit sehr hohem Aufwand und Engagement geschafft ein geräumiges Auto mit Fahrer zu organisieren. Offiziell gab es für dieses Wochenende in ganz Kamerun keinen Mietwagen mehr! Wir haben somit so eine Ahnung was sie gemacht haben muss, wissen es aber nicht sicher. Auf jeden Fall auch hier ein dickes Danke an Solange, die Mutter von Manuella.
Kurz vor 12:00 Uhr ging es dann für los, für uns erst mal mit unbekanntem Ziel, denn außer „Dorf in Westkamerun“ wussten wir erst mal nichts. Das Auto war ein großer Geländewagen vom Typ „sieht fett aus“ und hat dann hinten doch zu kleine Sitze. Aber trotzdem war das ein Riesenluxus im Vergleich zu den Taxis in Toyota-Yaris-Größe, in den wir immer mindestens zu sechst waren (mit dem Fahrer), einmal auch zu acht. Auch der Fahrer machte einen netten Eindruck, und so quälen wir uns also Stadt-auswärts. Noch schnell ein Bier im Casino-Supermarkt und beim Fahren erfahren wir dann, dass es nach Bagangté geht – also einem Dorf mit ca. 100.000 Einwohnern, einer namhaften Universität, …!
Nachdem wir das Chaos der Hauptstadt hinter uns gelassen haben, fahren wir auf der Nationalstraße Nr. 1 unserem Ziel entgegen und sehen Mango-Bäume, Bananenstauden, junge Kakaopflanzen … und vieles was wir nicht kennen. Irgendwie erinnerte mich der Teil bzgl. Vegetation, auch was die Häuser angeht, an Java in Indonesien. Nach vielen Kilometern wandelt sich die Landschaft. Waldartig, mit hohen Einzelbäumen die sich oben verzweigen und quasi ein waagrechtes Dach aufspannen, geht es weiter, bis es später eher in einzelne kleine Bäume mit Grasland dazwischen übergeht. Nach einer kurzen Rast, ca. 40km vor Bagangté, erreichen wir dann das Ziel. Allerdings noch mit ein paar Schreckminuten, denn das Auto von Manuelas Familie muss wegen fehlendem Kühlwasser eine Zwangspause einlegen.
Das Haus von Manuelas Oma ist von hohen Mauern umgeben und hat ein großes Eingangstor das mit Stahlflügeln verschlossen ist. Nachdem unser Fahrer gehupt hat, wird es von innen geöffnet und wir fahren in einen geräumigen Hof in dem gleich mehrere Autos Platz haben und sehen ein langes Wohnhaus. Wir werden von der alten Dame und einer Tante von Manuela herzlichst empfangen! William zeigt mir gleich den Schweinestall, der zu seiner großen Enttäuschung allerdings abgeschlossen ist – der Bedienstete hat den Schlüssel mit nach Hause genommen. Bediensteter, aha, irgendwie sind wir hier bei jemand wohlhabenderem gelandet! Und im Inneren müssen wir die Schuhe nicht ausziehen, da die Haushälterin das Morgen ohnehin putzt. Okay … , das hört sich doch schon mal alles prima an.
Flugs werden die Zimmer, bzw. Schlafstellen verteilt. Vermutlich weil Irene und ich das einzige Paar sind, wird uns allen Ernstes das Schlafzimmer der alten Dame zugewiesen – die würde dann im Bett der Tochter schlafen. Wir weigern uns natürlich das anzunehmen, zumindest so lange bis uns Manuella ernsthaft versichert wir würden ihre Oma beleidigen wenn wir das nicht machen würden. Die Oma packt also noch das Ladekabel ihres Samsung-Smartphones(!!!), wir bekommen das Zimmer mit eigenem Bad gezeigt, und schon ist es unseres. Noch etwas beklommen richten wir uns ein. Die Habe der alten Dame, zumindest ein Teil davon, ist in drei herrlich alten, großen Reise-Schrankkoffern, die wir so eigentlich nur aus alten Filmen kennen, verstaut.
Im Lauf des restlichen Abends lernen wir mehr über die beiden, bzw. drei Damen, denn eine weitere Tante von Manuela kam dazu. Die alte Dame thront, mit 2 Smartphones und 2 Fernbedienungen, in ihrem Sessel und telefoniert häufig mit irgendwelchen Verwandten, … erkundigt sich und gibt Anweisungen. Sie hatte früher wohl einen Zementvertrieb für die Region, hat heute noch etliche Geschäfte in der Stadt, … eine richtige Unternehmerin. Ihre eine Tochter, die Tante von Manuela, ist nach einer Tumoroperation offenbar schon seit vielen Jahren nur noch im Haus tätig, ist aber total aufgeschlossen, und hat vor etlichen Jahren ein BTS-Diplom (Brevet Technician Superieur) in Informationstechnik abgelegt. Sie erzählt, dass sie damals COBOL, BASIC und weitere Programmiersprachen gelernt habe und darin auch gearbeitet hat. Seit der Operation wäre sie dazu aber nicht mehr in der Lage. Ich bin tief beeindruckt, zumal alle bestätigen, dass sie früher voll fit und hochintelligent war!
Wir genießen einen herrlichen Abend mit den beiden wirklich großartigen Damen, und gehen relativ spät ins Bett – wir in unsere oben beschriebene Suite, die anderen in ihr 6 Bett Zimmer mit Stockbett. Was bin ich froh, dass wir das Angebot der alten Dame annehmen mussten.
Tag 6 (14.8.): Familienfeier und Chefferie de Bandjoun
Zum Begriff „Chefferie“ siehe hier auf Wikipedia.
Unser Tag beginnt mit einem prima Frühstück – es gibt neben unserem gewohnten Baguette mit Kaffee und Tee, dieses Mal auch angebratenes Ei. Extra für uns wurde auch Milchpulver gekauft, damit wir die gewohnte Milch in unserem Kaffee haben.
Nach ein paar Gesprächen geht es dann, wie vorab angeboten, mit zur Familienfeier der Sippe von Manuelas Mutter. Unser aktuelles Domizil in Bagangté gehört zur väterlichen Seite. Nach kurzer Fahrt zweigen wir in einen Feldweg ab, dann in noch einen kleineren und sind nach kurzer Irrfahrt, vor einer der einzeln verstreuten Hütten die aus Holz und Lehm gebaut werden, an unserem Ziel angekommen. Wir erfahren, dass dies die Hütte ist in der vor drei Generationen die Familie ihren Ausgangspunkt hatte. Die zwischenzeitlich sehr große und weitverzweigte Familie trifft sich hier einmal pro Jahr, wer kommen kann und will reist an. In zwei Reihen sitzen im Halbrund die Anwesenden vor den offenbar Älteren der Familie, u.a. dem derzeitigen Familienoberhaupt.
Während man noch auf Nachzügler wartet (wir waren dieses Mal zwar rechtzeitig, aber nicht zu früh anwesend), wird ein wenig Geld für die Organisation der Feier, für einen älteren Verwandten der eine Operation hatte und für einen Zweck der mir entfallen ist, getrennt auf drei Tellern gesammelt. Manuela bringt zusätzlich für die anwesende Verwandtschaft einen großen Sack mit Reis mit, ein nicht Anwesender der in Europa ist hat auch einen Sack mit Mitbringseln geschickt, und dann geht die Zusammenkunft langsam los. Nach einer Begrüßung und einer kleinen Rede geht es ziemlich schnell zum Essen über. Es gibt einen großen Topf in dem ein Lamm mit Kochbananen gekocht wurde, zubereitetes Maniok, Pistache und neben Palmwein auch Bier und weitere Getränke. Für uns Europäer besonders staunenswert der Kopf des Lamms.
Nachdem wir in der wundervollen Umgebung noch diverse Landschafts-Fotos gemacht hatten, ging es zu einem Haus der Familie um dort weiter zu feiern. Wir haben uns dann aber mit unserem Fahrer zur Chefferie de Bandjoun aufgemacht.
Es gibt viele dieser Chefferien, diese ist offenbar aber die größte und schönste in Kamerun. Nachdem wir die Eintritts-Tickets gelöst hatten, ging es zuerst in das angeschlossene Museum. Unser Führer erläuterte uns dabei die Ausstellungsstücke, aber auf Rückfrage auch die Bedeutung eines Chefs, einer Chefferie und gab uns einen Einblick in das System. Nach unserem Verständnis, ohne Gewähr der Richtigkeit, ist das eine Mischung aus Grundbesitzer und einer Art Adeliger der auch Titel verleihen kann. Nach allem was erzählt wurde, würde ich das am ehesten mit einer Art Grafschaft bei uns vergleichen. Der „Chef“ der Chefferie in Bandjoun hat aber sogar in der modernen Welt eine Funktion, er ist Senator von Kamerun. Anschließend wurden wir noch durch einen großen Rundbau geführt, der nach einem Brand durch aktuelle große Künstler von Kamerun wieder neu aufgebaut wurde. Insbesondere die durch Flechtwerk verzierte Bambushülle und die geschnitzten Säulen waren beeindruckend.
Den Tag selbst ließen wir dann erst mal in einer Bäckerei mit angeschlossener Kneipe ausklingen. Unseren Fahrer hat es dann beim Anblick unserer Nahrungsmittel-Kombination irgendwie etwas geschaudert. Dabei ist Baguette mit Banane und Nutella (zumindest etwas vergleichbares) doch so lecker. Aber insbesondere Baguette und Banane, das ging für ihn überhaupt nicht zusammen. Nachdem noch die Familie von Manuela zu uns gestoßen war, gingen wir mit einer Flasche Wein wieder ins Haus von Manuelas Oma. Der Wein sollte u.a. Miriam helfen, die schon einen guten Tag mit Halsweh zugange war. Der Oma und der Tante schmeckte der Cabernet Sauvignon aber auch prima.
Tag 7 (15.8.): Foumban und Rückkehr nach Yaoundé
Bereits am Vortag hatten wir beschlossen an diesem Tag früh in Richtung Foumban, und wenn es zeitlich noch reicht nach aufzubrechen.
Foumban ist eine Stadt im westlichen Kamerun mit ca. 113.100 Einwohnern (2001). Sie ist das historische, politische, religiöse und kulturelle Zentrum des Volkes der Bamum und traditionelle Hauptstadt des Königreiches Bamum, des südlichsten Sultanats Kameruns. Außerdem ist sie die administrative Hauptstadt des heutigen Départements Noun.
Die Stadt beherbergt den im 19. Jahrhundert von König Njoya errichteten Sultanspalast, welcher sich architektonisch an norddeutscher Backsteinbauweise orientiert. Der König ließ den Palast nach dem Vorbild deutscher Postkarten konstruieren, welche ihm ein Expeditionstrupp des deutschen Militärs mitgebracht hatte. Der Palast fungiert bis heute als Sitz des Sultans und Königs in einer Person. Ferner beherbergt er das historische Museum des Bamun-Volkes, in dem zahlreiche traditionelle Trachten, Waffen und Möbel ausgestellt werden.
Quelle: siehe diesen Wikipedia-Eintrag.
Vom Palast aus geht es quer über den Markt zum Tam-Tam-Museum, wie man vermutet geht es um Trommeln. Im konkreten Fall um eine große, aus einem einzigen Baoba-Stamm gefertigte Kriegstrommel.
Außerdem erreicht man so auch die Moschee von Foumban, die uns aber im Gegensatz zu den Moscheen in Bangladesch nicht so sehr beeindruckte. Wir verzichteten u.a. deshalb auch auf die 2000,- XFA teure Besteigung des Minaretts.
Zumindest für meine vier Begleiterinnen war der Besuch des Markts viel interessanter! Leider konnte niemand eine passenden Kleiderstoff finden, dafür Seife, Cola-Nüsse, … .
Ursprünglich wollten wir dann noch nach Dschang in das dortige Museum. Es war klar, dass das zeitlich ziemlich ambitioniert war, und unser Fahrer erläuterte uns noch, dass sich das Museum nicht groß von dem in Foumban unterscheidet. Außerdem hatten zwei von uns nur eine Fotokopie des Reisepasses dabei, die aber nicht beglaubigt war. Unser Fahrer erläuterte, dass insbesondere Nachts dann gehäuft Kontrollen stattfinden, diese Fotokopien so nicht akzeptiert werden, und das ganze neben einem erheblichen Zeitverlust auch eine hohe Strafe erwarten lässt. Somit beschlossen wir lieber zuerst Mittagessen zu gehen und uns dann auf dem Heimweg nach Yaoundé zu machen.
In der Tat gab es dann, als wir doch noch ca. 1,5 Stunden in die Nacht gerieten, etliche Kontrollen. Unser Fahrer schaffte es aber, immer ohne wirklich angehalten zu werden, diese zu passieren. Wir hatten immer das Glück, dass das Fahrzeug vor uns schon herausgezogen wurde und wir nur mit verringerter Geschwindigkeit auf der Überholspur vorbei fuhren. Als der letzte Kontrollpunkt geschafft war, war auch unserem Fahrer die Erleichterung anzumerken.
Zu Hause ging es dann geduscht und erschöpft ins Bett.
Tag 8 (16.8.): Regeneration
Ich hatte noch nicht erwähnt, dass die Bamiléké, der Bevölkerungsteil zu dem z.B. auch das obige Bandjoun gehört, keine 7- sondern eine 8-Tage-Woche hat. Quasi in Anlehnung daran, quasi als 8. Tag der Woche, haben wir den heutigen Tag fast vollständig zur Regeneration verwendet. Im Endeffekt lief das auf Lesen, nichts tun, Essen und Trinken, sowie die Ergänzung dieses Reiseberichts hinaus.
Im Laufe des späteren Vormittags kam auch Sandra Gaëlle vorbei. Wir erfuhren, dass wir bei der Vermieterin unserer WG-Wohnung, Hermine (die auch eine Verwandte von Stéphane ist), zum Essen eingeladen sind. Vorher würde die Schneiderin noch vorbeischauen weil die weiblichen WG-ler noch Nähaufträge haben. Essen sollte dann so gegen 14:30 Uhr sein! Meine spontane Reaktion war, dass wir dann um 17:30 Uhr kommen, was unterschiedlich aufgenommen wurde. Ich nehme den Teil mal vorweg – ich hätte einen hohen Geldbetrag verwetten sollen, denn ich hatte mich nur um 3 Minuten verschätzt :-).
Es kam also wie gesagt die Schneiderin, und vier Frauen diskutierten und erläuterten die jeweiligen Kleiderwünsche. Die eine ist dabei schnell fertig, die andere braucht „etwas“ länger, und dazwischen sind die anderen. Weiter lehne ich mich bei einem öffentlichen Bericht nicht aus dem Fenster :-)
Um 17:33 Uhr waren wir dann bei Frau Hermine, einer Juristin, zum Abendessen. Sie wohnt nicht weit von unserer WG-Wohnung in Ahala entfernt. Es war ein sehr gutes, nettes und gemütliches Beisamensein, mit leckerem Essen.
Im Anschluss ging es noch in einen nahe gelegenen Stadtteil, hier hat ein Verwandter von Stéphane ein Geschäft in dem er italienisches Eis verkauft. Unter Berücksichtigung der Beschaffungsschwierigkeiten bzw. -Unmöglichkeiten, für die Originalzutaten wie Sahne oder Pistazien, war das Eis gut und in Afrika unerwartet.
Nach der üblichen Taxi-Rückfahrt, und einer wie immer sehr fröhlichen WG-Runde, in der wir auf den Tag mit allen Hochs und Tiefs zurückblickten, ging es wieder ins Heia.
Tag 9 (17.8.): La Briqueterie
Schon Gestern hatten wir beschlossen den einzigen Stadtteil von Yaoundé zu besuchen der mehrheitlich von Muslimen bewohnt wird. Der Stadtteil gehört zu den ärmeren Vierteln und der Reiseführer warnt schon vor den dortigen Taschendieben. Internet-Beiträge, vornehmlich auf Französisch, warnen explizit vor diesem Stadtteil. Insofern blieb alles Wertvolle, inklusive Papiere, im Haus zurück. Auch hier schon vorweg das Fazit: Wir haben uns zumindest in den von uns besuchten Straßen keinen Moment unwohl gefühlt, und es kam uns auch nichts weg – andererseits waren wir natürlich auch entsprechend vorsichtig unterwegs.
Klar war im Vorfeld, dass es sich neben dem Sightseeing primär um eine Shoping-Tour für Stoffe und den Konsum der dort legendären Fleischspieße handelt. Normalerweise hätte ich da ja persönlich den nächsten Relax-Tag eingelegt, aber angesichts der vielen Warnungen kam der Beschützerinstinkt durch, und ich begab mich mit auf diese Tour. Wie schon gewohnt ging es mit einem Taxi an den Anfang des Stadtteils … und direkt in den ersten Stoffladen. Sorry, ich habe die Anzahl der Stoffläden beim Hin- und Rückweg dann irgendwann nicht mehr gezählt, aber es waren ganz schön viele.
In der Halbzeit der Tour wurden dann die Fleischspieße probiert. Damit das Mittagessen bestreiten wollte aber niemand, und somit wurde dann ein Restaurant gesucht. Als schon beschlossen war ein solches auf dem zentralen Markt zu besuchen (da kannten wir ja schon eines), erspähte ich im 1. Stock eines Hauses eine nette Restaurant-Terasse mit Markisen. Schon von unten erinnerte mich das irgendwie an den Film „Casablanca“, was sich für mich auch Innen fortsetzte. Wir genossen das nette Restaurant und den Ausblick von der Terasse auf die belebte und wuselige Straße. Mein Essen schmeckte vorzüglich, und da Manuela nur ca. 1/4 ihres Tellers schaffte kam ich quasi in den Genuss eines fast vollständigen zweiten Tellers (die letzten Bissen gingen dann nur mit Gewalt runter – aber manchmal muss man sich eben quälen).
Der Rückweg brachte wie gesagt noch etliche Stoffläden, aber auch eine nähere Betrachtung einer Blechkisten-Manufaktur. Es handelte sich um größere Blechkisten wie man sie auch bei uns im Baumarkt bekommt, z.B. als Stauraum für größere Werkzeuge. Hier wurden die Einzelteile aber von ca. 15 Männern von Hand aus dem vollen Blech heraus getrennt, die ganzen Falzen für die Versteifung oder den Rand der Teile mit dem Hammer in das Blech getrieben und das Ganze zusammengebaut und lackiert. Ein ordentlicher Lärm. Und wie so oft konnten wir uns mit einem der Männer unterhalten da er einigermaßen Deutsch sprach.
Fazit: Entgegen meinen ursprünglichen Erwartungen lohnt sich der Besuch des Stadtteils (zumindest wenn man mein Casablanca-Restaurant findet).
Nachdem meine Mitbewohnerinnen in der Wohnung die Tagesbeute ausführlich begutachtet hatten ging es in unsere Stammkneipe – so nannten wir das zwischenzeitlich – den Allround-Kiosk ein paar Straßenzüge entfernt. Dort ließen wir den Abend ausklingen und den Tag Revue passieren. Heute kamen wir dann aber noch einmal in näheren Kontakt mit der Tochter der Kioskbesitzerin. Sie spricht prima Deutsch womit auch eine flüssige Unterhaltung möglich war. Wie so viele KamerunInnern teilt sie die Hoffnung auf ein Weiterkommen via Deutschland. Sie will in Siegen studieren und hat schon eine Zulassung für den dortigen Vorkurs in Deutsch. Unter anderem unterhielten wir uns auch über die viel zu hohen Erwartungen die hierzulande an Deutschland existieren. Wir haben noch versucht ihre Vorstellungen von Deutschland auf ein realistischeres Niveau zu bekommen, aber in wie weit uns das gelungen ist wissen wir natürlich nicht.
Anmerkung: Es ist unglaublich wie viele junge Leute, manchmal auch Ältere, hier in Kamerun Deutsch beherrschen. Und mit „beherrschen“ meine ich, dass die das wirklich können. Und sich auch trauen es zu sprechen – obwohl man meist der erste Deutsche ist den sie in der freien Wildbahn antreffen. Das ist das kein Gestammel, sondern das sind vollwertige Unterhaltungen. Grund ist bei den meisten, dass sie Deutschland als Ziel haben, dort studieren oder arbeiten wollen, … . Es schmerzt zu wissen, dass es nur einem ganz winzigen Teil von ihnen gelingen wird. Andere die wir getroffen haben, haben diesen „Traum“ schon gelebt … und sind mangels Arbeit wieder da. So z.B. Sylvain, ein ganz netter Mann der im Haus gegenüber als Tagelöhner auf der Baustelle eines Hauses arbeitet. Er war vor ca. 15 Jahren in Deutschland, hat dort eine Maurerlehre gemacht und abgeschlossen. Blöderweise gab es 2004 in der Baubranche dann keine Arbeit, und so ist er nun wieder hier.
Tag 10 (18.8.): Nationalpark Mfou und Pirogenfahrt
Anmerkung: Mfou wird offenbar gelegentlich auch als Mefou geschrieben. Gemeint ist jedoch der gleiche Ort.
Bereits relativ früh ging es an diesem Tag mit William (dem Bruder der kamerunischen Manuella) von Yaoundé in den Süden. Da Ahala schon im Süden von Yaoundé liegt, war das Verlassen der Stadt somit wesentlich verkürzt. Erstes Ziel war der Nationalpark von Mfou. Nach der Ankunft in der Ortschaft ließ sich William von einem Motorad-Taxi den Weg zum Nationalpark zeigen. Das war die schlimmste Piste die man unter größter Anstrengung noch mit einem normalen PKW machen kann, und das auf einer Strecke von ca. 20km. Der im Reiseführer beschriebene Weg ist somit definitiv besser, er hat nur 6km und ist, wie wir auf der Rückfahrt feststellen konnten, auch in einem besseren Zustand.
Der Park selbst (apeactionafrica.org) beherbergt die unterschiedlichsten Arten von Affen. Es handelt sich um Affen die ursprünglich von Einheimischen als Bushmeat (Tiere aus der freien Wildbahn die am Straßenrand als Essen angeboten werden) gefangen wurden, aus privater Tierhaltung befreit wurden, krank gefunden wurden, … . Die imposantesten sind natürlich die Gorillas, aber neben den auch netten Schimpansen gibt es etliche weitere Affenarten aus den unterschiedlichsten Teilen von Kamerun. Neben einheimischen Mitarbeitern gibt es auch eine ordentliche Anzahl an Freiwilligen aus Europa, Australien, … die hier eine Zeit lang mitarbeiten und gleichzeitig die Anlage durch das Bezahlen ihres Aufenthalts unterstützen – Respekt! Ein Führer erläutert die weitläufige Anlage und den Umgang mit den Tieren. Ziel ist die Auswilderung. Der Eintritt von ca. 10,- € ist hier mal absolut gerechtfertigt.
Über den im Reiseführer beschriebenen Weg (es nehme nach Möglichkeit niemand den anderen) machten wir uns von diesem Sanctuary dann auf den Weg nach Ebogo am Nyong-Fluss. Auf diesem Abschnitt der Fahrt machten wir noch die Bekanntschaft mit der kamerunischen Polizei. Die haben immer mal wieder Straßensperren und wir wurden herausgezogen – laut William einzig und allein weil die schon von Weitem den Weißen auf dem Beifahrersitz gesehen hatten. Langatmig, herablassend belehrend wurde in einem immer längeren Gespräch ein Fehler nach dem anderen aufgezählt und demonstrativ im Strafkatalog aufgezeigt und uns unter die Nase gehalten. So hatte William z.B. den Sicherheitsgurt nicht angelegt und wir hatten eine Person zu viel im Auto – gleichzeitig fuhr ein überladenes Auto nach dem anderen an uns vorbei und grüßte den „Polizisten“. So weit ich das verstanden habe wurde William unterstellt, dass er die Tour kommerziell macht, dafür gar keine Zulassung hat. Ob der ganzen Umstände habe er keine Versicherung für das Auto. Der Führerschein solle einbehalten werden. Irgendwann raunte mir William zu ich solle ihm Geld geben. Ich verstand den Betrag unter diesen Umständen leider falsch, hätte aber auch nur einen 10.000 XAF-Schein gehabt. Wie schnell sich die Hand des feisten Polizisten, der mit Sonnenbrille nach dem Vorbild aus amerikanischen Filmen ausgestattet war, in das Auto bewegte, sich als Faust um den 10.000-er schloss und wieder verschwand, kann man sich fast nicht vorstellen. Genauso schnell folgte eine Geste zur Weiterfahrt, William stöhnte kurz auf und sagte „ich wollte 5.000“, und weiter ging die Fahrt. Korruption und Wegelagerei sind nur ein paar Begriffe die uns spontan zu diesem Banditentum einfielen – kein Wunder hält Kamerun den Platz 145 von 176 gelisteten Ländern im Korruptionsindex 2016 von Transparency International . Als Deutscher ist das einfach außerhalb jeder Vorstellungskraft. Schade für Kamerun.
Auf dem weiteren Weg nach Ebogo kehrten wir noch in ein gutes Lokal zum Mittagessen ein – es gab u.a. saure Nieren, Fisch, frittierte Bananen, Reis. Wie immer lecker!
In Ebogo angekommen, fanden wir eine eine nette und saubere Anlage aus einzelnen Lodges (die man mieten kann), an einem Abhang zum Nyong vor. Der selbst ist ca. 100m breit und fließt gemächlich, idyllisch durch den Wald. Mit Pirogen (kleine schlanke Paddelboote die aus als Einbaum aus einem Baumstamm gearbeitet sind) kann man eine Flusstour machen (20.000 XAF). Bernadette und ich verzichteten, die Anderen machten sich mit zwei dieser Pirogen für gute 1,5 Stunden auf den Weg. Neben der generell schönen Tour, wurde anschließend speziell vom größten Baum der Region (lt. Reiseführer mit 12m Durchmesser) berichtet. Es muss wohl wirklich ein sehr imposantes Teil sein!
Der Rückweg war dann ohne nennenswerte Ereignisse. Da wir aber den gleichen Weg zurück mussten, erwarteten wir allerdings jeden Moment wieder die wegelagernden Banditen, die hier auch als Polizei bezeichnet werden und das (zumindest offiziell) auch sind.
Tag 11 (19.8.): Hochzeit von Manuella, Teil-Abreise
Um Missverständnissen vorzubeugen: Geheiratet hat unsere kamerunische Freundin Manuella, nicht die deutsche WG-Mitbewohnerin Manuela :-).
Trotzdem kam diese Hochzeit für Alle doch sehr überraschend. Im Endeffekt wurde sie von den beteiligten Familien am Mittwoch vereinbart, dann wurde versucht einen Hochzeitstermin im Bürgermeisteramt zu bekommen, und am heutigen Samstag ist es bereits so weit. Unverhofft kommen wir also nicht nur zu einer Hochzeit, sondern gleich zu zwei Hochzeiten.
Manuela, die bislang eigentlich durch genaue Zeitangaben geglänzt hat, sagte uns die Hochzeit würde um 9:00 Uhr beginnen. Wir also um ca. 7:40 Uhr los, damit wir rechtzeitig da sind und vorher vor Ort auch noch Frühstücken können. Zum Frühstück gab es dann die lokalen Beignets, die immer frisch frittiert verkauft werden und megalecker sind. Dann ab zum Standesamt. Tja … kamerunische Zeitfalle! Wir sind also immer noch Anfänger. Die Hochzeit war nämlich erst für 10:00 Uhr angesetzt. Da konnte sie aber auch nicht stattfinden, weil die anderen beiden Brautpaare (es wurden drei auf einmal getraut) noch nicht da waren – eine der Bräute war z.B. noch beim Machen der Fingernägel. Das Standesamt hat aber wenigstens zwischenzeitlich Geldstrafen für das zu späte erscheinen verhängt. Als das dann alles ausdiskutiert war, das eine Paar wollte nämlich nicht zahlen, ging es um ca. 11:00 Uhr dann endlich los.
Im Gegensatz zu Sandra Gaëlles Hochzeit war dieses Mal die Tonanlage in Ordnung. Somit war ich in der Lage den Worten des trauenden Bürgermeisters so einigermaßen zu folgen (irgendwann müsste ich mal wieder Vokabeln lernen :-( ). Das was ich aber verstanden habe, hat mich erneut aus der Fassung gebracht. Die Frage und Entscheidung nach Poly- versus Monogamie kannte ich ja schon. Aber nun verstand ich auch die offiziellen Regeln die der Trauung zugrunde liegen, die wurden nämlich im Anschluss an diese Frage verlesen. Im Endeffekt läuft das erst mal auf eine für uns ziemlich antiquierte, patriarchalische Rollenverteilung hinaus. Die Frau ist für das Haus, den Haushalt, die Kindererziehung, … zuständig und hat dem Mann zu gehorchen (mal als Auszug). Es wird aber auch offiziell, als einer von drei wichtigen Punkten, vor über hundert Anwesenden, und ganz offiziell angesprochen, dass die Frau dem Mann jederzeit für den Beischlaf zur Verfügung zu stehen hat, ob Sie gerade in der Küche ist, unter der Dusche, … oder sonst wo (das wurde wirklich ausgesprochen). Das findet dann nicht nur die Zustimmung der anwesenden Herren, nein, auch die anwesenden Damen kennen die relevanten Passagen des Texts auswendig, und stimmen laut mit ein. Ein Freund, dessen Tochter mit einem Kameruner verheiratet ist, hat mir das bestätigt und sagt das gehe noch auf den Code Napoléon zurück (von 1804).
Im Anschluss an die Trauung fand die auch bei uns übliche Fotosession statt und es ging dann in ein Restaurant / einen Club. Dort wartete bereits ein sehr schönes Buffet auf uns. Nach einem gemütlichen Essen, mit viel Lachen und Gesprächen, war diese Hochzeit dann vorbei und wir machten uns auf den Heimweg.
Für (die deutsche) Manuela, für Miriam und für Bernadette war das nämlich der letzte Tag in Kamerun. In der Nacht, um 0:25 Uhr, geht der Turkish Airlines Flug nach Istanbul ab. So stand also erst mal packen auf dem Programm. Ein abschließender Besuch unserer „Stammkneipe“ beschloss den Aufenthalt.
Während die Drei so ca. um 21:00 Uhr zum Flughafen nach Nsimalen aufbrachen, verbrachten Irene und ich noch einen gemütlichen Abend und machten uns dann zum Schlafen auf.
Tag 12 (20.8.): Faulenzen
Die Überschrift sagt schon alles. Bernadette hatte für Irene ein Buch da gelassen, dass die in einem Rutsch bis spät in der Nacht durch las. Ich brachte z.B. de Blog „up to date“ und hatte dann meinen Kindle zum Lesen für mich. Also saßen jetzt nur noch zwei „Les blancs“ im Beton-Innenhof und genossen einfach den Tag.
Am späteren Nachmittag gingen wir dann zum Essen an einen Kiosk der von einem Senegalesen betrieben wird. Es war wie schon beim letzten Mal sehr lecker und der junge Mann, der den Kiosk betreibt, sprach lange mit uns. Er war schon in diversen Ländern, hat überall dazu gelernt, und betreibt mit dem Kochwissen das er bei einem Franzosen gelernt hat nun sein Büdchen. Er hat hier wohl mit Sandalen-Verkauf begonnen, hatte binnen eines Jahres das Geld für den Kiosk – der übrigens gegenüber einer Schule ist – und sagt das läuft prima, er könne gut leben. Offenbar sind viele der wohlhabenden Geschäftsleute und Hausbesitzer in der Innenstadt alle Senegalesen.
Den Abend verbrachten wir wieder lesend. Bei mir begann dann ein Rumoren im Magen und den Gedärmen. Nachdem ich mich hingelegt hatte ging es dann los. Den ganzen Abend und noch die halbe Nacht folgte ich den strickten und nicht diskutierbaren Entschlackungs-Richtlinien einer ausgewachsenen Diarrhö.
Tag 13 (21.8.): Armes Häslein bist Du krank …
Den ganzen Tag zur Sicherheit bis zum Abend erst mal nichts gegessen. Nur getrunken – und am Morgen schon versucht ob das Wasser zwischenzeitlich wieder drin bleibt. Blieb es – also die tägliche Malaria-Prophylaxe Malarone eingeworfen (by the way: das sind jedes Mal 5,- €), Magnesium und Calcium … und es blieb alles drin.
Chantal, die Tante von Manuella in Bagangté meldet sich noch, sie erinnert noch mal an den Eee PC den ich hier dabei habe und ihr versprochen habe. Freut mich, dass sie scharf darauf ist und sie bekommt ihn mehr als gerne. Als ich gesehen hatte wie sie sich spontan in das kleine Ding verliebt hat, blieb mir gar keine andere Wahl als ihr das Gerät zu schenken. Ich hoffe sie hat Freude damit – denn bzgl. Leistung etwas in die Jahre gekommen ist das Teil ja schon, und außerdem ist Mint-Linux drauf.
William besucht uns noch und wir reden länger über die Vorstellungen von Kamerunern über die Deutschen. Wusstet ihr z.B. dass die Franzosen ihre Schuhe nach Bedarf und auch auf den Preis achtend kaufen, während wir Deutschen nur die besten Markenschuhe kaufen wann immer es uns gerade einfällt? Nicht? Wir auch nicht :-). Wir versuchen ihm die Diskrepanz zwischen dem was man in Kamerun über Deutschland denkt, und der Realität zu erklären. An ein paar Stellen versteht William da die Welt nicht mehr – aber ich habe hier noch fast keine normalen Vorstellungen über Deutschland angetroffen. William bekommt noch den zugesagten Zuschuss für die Neubeschaffung seines gestohlenen Smartphones und macht sich dann wieder auf den Weg.
Der Tag klingt mit einem kurzen Einkauf (bin schweißgebadet, da komplett erschöpft), einem halben Baguette essen (hoffe das war kein Fehler) sowie Schreiben und Lesen aus.
Tag 14 (22.8.): Letzter Tag in Kamerun
Mein Gedärm tut es so einigermaßen wieder – wobei sich später herausstellt, dass es eher nur am Nicht-Essen lag. Wir machen eine ausgedehnten Spaziergang und begeben uns zu Fuß vom hinteren Ende von Ahala, über die zentrale Straße durch ganz Ahala, bis zur Stadt auf.
Nach unserer Rückkehr packen wir irgendwann. Die Schneiderin kommt noch, wie sich herausstellt auch eine Verwandte von Sandra Gaëlle, und bringt die ganzen genähten Kleider. Sieht alles prima aus!
Nun noch Duschen, die letzten sauberen Klamotten anziehen, und dann kommt auch schon William, der uns zum Flughafen fahren wird. Bereits am Vortag hatten wir den Termin mit ihm vereinbart – und den vor allem „a point“ festgelegt. Also „pünktlich“. Hat prima geklappt.
Hermine, unsere Vermieterin, nimmt noch die Wohnung in Augenschein und ist zufrieden. Nach einer kleineren Verabschiedung geht es dann zum Flughafen. Wie von Sandra Gaëlle empfohlen, nehmen wir einen kostenpflichtigen Gepäckträger damit unser Gepäck auch problemlos durch die Abfertigung kommt. Das klappt dann, nachdem der Preis verhandelt war, auch reibungslos.
Nach dem Check-In folgen die Sicherheits-Kontrollen:
- Ausreise-Formular ausfüllen. Boarding-Pass und Reisepass-Kontrolle mit erneutem Foto und Fingerabdrücken.
- Direkt dahinter, keine 5m entfernt, steht an der Tür die nächste Delegation, und kontrolliert wieder den Pass.
- Das Gepäck läuft durch die übliche Scanner-Maschine, nur dass hier nicht sonderlich geschaut wird was das Bild zeigt – sofern dort überhaupt eines ist, das weiß ich nicht. Foto muss ich aber weder raus nehmen, noch anschalten.
- Durchschreiten des Metalldetektors – so wie an europäischen Flughäfen auch.
- Es folgt 3m weiter die nächste Kontrolle des Reisepasses!?
- Dann stehen zwei Beamte da, der Reisepass wieder kontrolliert, und das Gepäck wird komplett zerlegt und in Augenschein genommen. Die kamerunischen Behörden trauen dem Scanner also wirklich nicht. Das dauert! Ehrlich! Pro Person dauert das! Schlange! Und dunkelhäutigen Einheimischen wird es speziell schwer gemacht – sehr belehrende Gesten bezeugen das. Gleichzeitig müssen die Demut zeigen. Als ich an der Reihe bin lernt der kamerunische Beamte einen komplexen VAUDE-Rucksack kennen – er entdeckt die beiden Hauptfächer und bekommt eins gar nicht auf. Die vielen kleinen Fächer, incl. dem Deckelfach, übersieht er gleich mal. Interessanter ist mein enthaltener Canon-Fotorucksack (Sling-Bag). Das Hauptfach öffnet er im Stehen und ist überrascht als ich ihm in die Parade fahre um den Absturz meiner Kamera zu verhindern. Oh Mann …
Durch diesen Mist verzögert sich die Abfertigung unendlich. Das scheint jeden Abend so zu sein. Die Besatzung des schon lange wartenden Turkish Airline Fliegers nimmt es gelassen hin, dass wir zum Schluss mit fast einer Stunde Verspätung raus können. Boarding und Abflug war dann direkt nach dem letzten Passagier der die ganze Liste durchlaufen hatte.
Bzgl. der Sicherheit war das dann alles andere als vertrauensbildend.
Tag 15 (23.8.): Rückflug
Das Flugzeug hatte dann nach kurzer Zeit eine Zwischenlandung in N’Djamena, der Hauptstadt des Tschad. Es stiegen zwar etliche aus (u.a. mein Nebensitzer), aber leider auch wieder gerade so viele wieder ein. Der Flieger blieb also voll besetzt.
Nach planmäßigem Aufenthalt in Istanbul ging es dann für uns nach München. Da wir leider auch mit Verspätung in Istanbul los kamen, war die Ankunft in München dann auch verspätet. Eines unserer Zugtickets nach Hause war ein Sparticket und die Zeit raste dahin – planmäßige S-Bahn war nicht zu halten. Dann fehlte noch einer der Koffer von Sandra Gaëlle, den wir mitgenommen hatten. Also noch zum Lost & Found Schalter, Fehlanzeige aufgeben. Dann im Laufschritt, mit einer 23kg-Tasche in der Hand (für Manuella mitgenommen und voller „duftender“ Lebensmittel) zur S-Bahn damit wir wenigstens die nächste bekommen. Im Münchener Hauptbahnhof dann von unten nach oben in den Fernbahnhof, und in letzter Sekunde in den planmäßigen ICE! Hab ich schon mal erwähnt, dass die meisten ICE-Schaffner nett sind?
Kurz vor 23:00 Uhr waren wir dann zu Hause. Kinder haben uns schon erwartet und mit Plakaten, Luftballons und einem prall mit Lebensmitteln gefüllten Kühlschrank erwartet. Super – und Ende der Reise.