The beginning …
Mit Pegasus Airlines ging es via Türkei nach Tel Aviv um Clara zu besuchen und Israel & Palästina das erste Mal zu sehen.
Nachdem wir doch sehr spät ankamen – es war schon nach 1:00 Uhr in Nacht – waren wir dann nach israelischer Zeit um 2:30 Uhr im Bett (deutsche Zeit 1:30).
Jetzt sind wir ausgeschlafen, haben gerade gefrühstückt und machen uns nun auf den Weg zur ersten Tour durch Tel Aviv.
Erster „Spaziergang“ in Tel-Aviv
Beim Frühstück hörte sich der Tag noch vielversprechend an – „… wir lassen es heute ruhig angehen …“ war da zu hören. Vor meinem geistigen Augen bauten sich diverse Cafés, Bars, Restaurants, … auf. Nun, da war ich irgendwie auf dem Holzweg. Ach ja – Weg ist das passende Stichwort: Es wurden dann so ca. 12 km (auf Google-Maps vermessen) die aber für Martha und mich, mit gutem Übergewicht, so gefühlte 20 bis 25 km waren.Ofek Capoya, ein israelischer Freund von Laura, führte uns zusammen mit Clara und Laura erst mal durch die größten Straßen, bevor es am Strand entlang nach Alt-Jaffa ging. Wirklich schön die Stadt und toller Strand! Nach ausgiebiger Wanderung ging es dann lecker Essen. Ehrlich – wer mich kennt kann das bestätigen, ich habe glaube ich noch nie so was wie einen Lahmacun nicht geschafft (doppelte Verneinung). Das was ich aber hier bekam war so ähnlich, aber vegetarisch mit Falafel, Hummus, Sesampaste und den restlichen üblichen Zutaten … und ich hab’s einfach nicht gepackt. Abgesehen von der Menge absolut lecker. Keine Ahnung warum es das bei uns nur mit Fleisch gibt. Hier noch ein paar Bilder und damit dann Schluss für heute.
Carmel Markt in Tel Aviv
So, heute war eher der Tag der für Gestern versprochen war. Die Kilometer gingen deutlich nach unten, dafür war mehr zu sehen. Wir waren, nach dem längeren Ausschlafen und einem ausgiebigen Frühstück, auf einem Kunsthandwerker-Markt.Nach einer kurzen Mittagspause (Martha hatte Schnitzel mit Kartoffelbrei und auf der Karte stand wortwörtliche „Schnitzel“) ging es dann auf den Carmel Markt. Davon sind die meisten der nachfolgenden Bilder. Viel Spaß beim Anschauen dieses Farbenspiels der diversen Gaumenfreuden.
Männer foltern, Biergarten, Lecker essen, Trimm-Dich und Mietwagen
Sodele … für heute hatten sich meine Damen den Vintage-Markt ausgesucht. Dort soll(te) es alte Klamotten für wenig Geld geben. Nachdem die Töchter schon kritisch angemerkt hatten, dass das evtl. nichts für mich wäre, habe ich mich das Wegzeit / der Entfernung erkundigt. Die Aussage war 15 Minuten wäre die Entfernung. Ok, das ist ja nichts und wenn es mir nicht gefällt, geht es halt wieder zurück.Hah … der geneigte Mann kann es sich denken – wir haben zwar unterwegs noch in Läden ca. 20 Minuten liegen lassen, aber wir waren so ca. nach 1,5 Stunden endlich am Ziel. Aber immerhin, die Mädels waren zwar bös enttäuscht denn es gab gar keinen Kleidermarkt an dem Tag, aber der Antiquitätenmarkt war ganz nett.
Als wir denn dann ausgiebig besucht hatten, wollten wir wieder gehen. Kaum auf der Brücke angekommen, oh Schreck, stellte sich raus, dass der Kleidermarkt auf der anderen Straßenseite leider doch war. Also … rein in den Kleidermarkt. Ich habe mir am Rande einen Grapefruit-Saft gegönnt, nachdem es im Biergarten kein Weizen zu sehen gab und Bier hier ohnehin teuer ist, und der neben mir sitzenden Verkäuferin beim gemütlichen Kiffen zugeschaut – abgegeben hat sie leider nichts.
Laura hatte sich noch mit einer Israelin verabredet die sie aus Berlin / Leipzig kennt. Mit Ihrer Hilfe fanden wir ein tolles Restaurant mit absolut leckerem Essen. Ratatouille aus der Teigtasche, Roll-Over-Kartoffeln (Kartoffel mit Schale zwischen Pergamentpapier und mit dem Wellholz platt gefahren – isst man dann mit Kräuterquark durch Abschaben mit dem Eislöffel), würzig & scharfes Gemüse, … einfach toll.
Nebenan war dann noch eine Eisdiele – erneut ein Gedicht. Wie schon gestern auf dem Markt konnte man vorab alles probieren. Die erste Kugel ging schon mal so über die Theke.
Mit dem Eis dann alle gesammelt auf die andere Straßenseite. Dort gab es einen Park – unterteilt in großen Bereich für Hunde, großer Bereich zum Ballspielen und frei auf der Wiese rumlümmeln, und zu guter Letzt eine Fitness-Station mit Geräten. Also auch dort alles ausprobieren.
Ach ja … dabei muss man dann noch an einem Straßenmarkt mit Hunden vorbei. Die werden dort an manchen Tagen offenbar vom Tierheim zum Verkauf angeboten. Schöne Hunde, aber bei uns würde sich doch der eine oder andere Türschützer nicht so ganz mit der Situation anfreunden können.
Zu Hause dann erst mal relaxen – so ein Kleidermarkt ist eine harte Sache wie alle männlichen Leser sofort verstehen werden.
Am Abend ging es dann los um für Morgen einen Mietwagen am Flughafen Ben Gurion abzuholen. Da Beginn des Shabbat ist, fahren bereits am Freitagabend keine Züge und Busse mehr. Also ab zum zentralen Busbahnhof da dort Taxis und Sammeltaxis (Sheruts) fahren. Wie bei Muttern gelernt – voll gehandelt. Einen Sherut-Fahrer gegen einen Taxifahrer ausgespielt. Kurz vor der Schlägerei der beiden dann schnell dem Taxifahrer den Zuschlag gegeben weil der auf 80 Scheckel runter ging. Der Sherut-Fahrer war dann schon bei 50 Scheckel, aber das war dann doch zu billig. Also ab mit dem Taxi – um die nächste Ecke – dort wollte er dann schon 100 Scheckel und hat uns dann rausgeschmissen. Tja Mutter, war dann wohl nix. Zum Schluss wurde es dann doch ein Taxi für 150 Scheckel wie von Clara schon für Dienstagnacht vorausgesagt. Angesichts des Shabbats haben wir damit aber sicher mal nicht zu viel bezahlt.
Mit dem Mietwagen ging es dann wieder zurück und mit einem normalen Stadtplan durch Tel Aviv. Bei AVIS hieß es das würden wir schon ohne Navi schaffen. Ok, wir sind angekommen … und für Morgen hoffen wir das auch. Es soll ans Tote Meer und in den En-Gedi-Nationalpark gehen. Schau’n wir mal … :-).
Nun noch die Bilder für heute – euch allen eine gute Nacht.
Frohe Ostern, Kamele, Bäche und Berge, 420m unter dem Meer
Zuerst einmal frohe Ostern an alle! Hier bei uns kommt das etwas zu kurz – die Umgebung in Tel-Aviv hat damit erst mal keinerlei Berührung. In diesen Tagen wird das in Jerusalem höchstwahrscheinlich anders sein, aber hier merkt man von Ostern rein gar nichts.
Gestern blieb der Beitrag erst mal aus – ich war dann am Abend nicht mehr in der Stimmung – wir ihr weiter unten vielleicht nachvollziehen könnt.
Wir hatten uns ja einen Leihwagen gemietet und so ging es Gestern über die Route 1 nach Jerusalem nach Palästina, an Jericho vorbei und auf der Route 90 am Toten Meer entlang. Martha war außer sich vor Glück, wollte sie doch unbedingt eine Wüste sehen. Bereits unmittelbar hinter Jerusalem kam sie dabei voll auf ihre Kosten. Außer vereinzelten Ziegen, Schafen und ein paar Beduinen gab es dort nur Steine und Felsen.
Das Tote Meer selbst liegt ja unter dem eigentlichen Meeresspiegel. Aktuell wohl so um die 420m. Wir konnten also ähnlich wie in Jules Vernes Roman einen Tag lang unter dem Meer leben :-)
Als erste Sehenswürdigkeit haben wir den En Gedi (Ein Gedi) Nationalpark besucht. Ist durchaus eine Sehenswürdigkeit in so einer Wüstenumgebung. Durch Pessach und Shabbat waren auch extrem viele Israelis unterwegs und so war das ein gutes Geschiebe. Erst in den höher gelegenen Regionen war es dann etwas ruhiger.
Anschließend ging es weiter in den Süden nach En Bokek (Ein Bokek) um im Toten Meer zu baden. Auch hier total überfüllt. Aber es ist schon witzig in so einem Wasser zu baden.
Die Fahrt zurück haben unsere beiden Töchter (Laura ging nicht mit und lernte statt dessen Türkisch für das Studium) dann erschöpft verschlafen. Ein paar Kilometer vor Jerusalem, noch auf palästinensischem Gebiet, haben wir dann ein arabisches Straßenrestaurant besucht. So schnell wie die Teller leer waren, haben die sicher auch nicht jeden Tag :-)
Zu Hause war dann Rückgabe des Mietwagens angesagt. Clara wohnt in Petach Tikwa, und daran waren wir an dem Tag schon zwei Mal vorbeigefahren – die Ausfahrt war nach dem Ben Gurion Flughafen in Richtung Jerusalem. Da wir noch Koffer und anderes Zeugs zu Clara zu bringen hatten, und Clara auch mal wieder im eigenen Bett schlafen wollte, ist sie mit den Koffern mitgefahren. Tja … je weiter es in die Richtung Jerusalem ging, desto mehr fiel Clara auf, dass sie da aber nicht wohnt. Unter Zeitdruck, der Wagen musste an den Flughafen, haben wir als Petach Tikwa gesucht. Die Ausfahrt war nur die Überleitung auf eine Schnellstraße in den Norden. Petach Tikwa liegt nämlich weder im Osten noch im Südosten, sondern eher im Norden von Tel-Aviv. Nun gut … über zig Straßen, Passanten fragen, … kamen wir dort an. Ich habe dann sogar meinen Rückweg gefunden und konnte den Mietwagen noch in der Zeit abgeben.
Nun musste ich ja aber noch zurück nach Tel-Aviv. Also … Zug gesucht, fährt 40 Minuten später, Ticket gekauft, gewartet und dann nach Tel-Aviv gefahren. Siegessicher, Orientierung ist für einen Mann ja das leichteste auf der Welt, aus dem Bahnhof raus und mal so gute 30 Minuten in Richtung Wohnung gewandert. Hmmmm … eigentlich hätte ich schon nach 20 Minuten zu Hause sein sollen … die Gegend wurde mir auch immer suspekter, die Häuser waren ganz anders, es ging eher bergauf, … und irgendwann war der Stolz weg und ich habe mal gefragt. Die meinten alle mein Ziel wäre zu Fuß viel zu weit weg. Irgendwann hat mich dann ein Passant in tiefer Nacht (so 23:30 Uhr) in den Bus gesetzt. Der Busfahrer versprach mir, mich an der richtigen Stelle rauszuwerfen, und so ging es dann fast eine halbe Stunde zurück. Ich „Held“ war nämlich vom Bahnhof aus komplett in die falsche Richtung losmarschiert! Nun gut, kurz nach 0:00 Uhr war ich dann nach vier Stunden Auto zurück geben auch wieder zu Hause.
Fertig, das wars, deshalb kein Blogeintrag mehr, und Du kannst zu aufhören zu lachen :-)
Nachher geht es dann raus zu Clara nach Petach Tikwa, Weißwurst-Essen! Zutaten haben wir mitgebracht (siehe Koffer von oben). Wo das ist weiß ich ja jetzt und werde es dem Sherut-Fahrer (der weiß das sich er nicht so gut wie ich) erklären :-)
Nachfolgend noch die Bilder des gestrigen Tages.
Claras Wohnung & Arbeit, ein Wäscheständer, Containern …
Wie geplant ging es heute relativ früh zu Clara nach Petah Tikwa. Dort wohnt sie ja seit wenigen Wochen nach ihrer Ankunft in einer WG. Irene fand als erstes einen „interessanten“ Pfirsich den ich auftragsgemäß fotografiert habe.
Wir hatten, wie vorab von Clara bestellt, Unmengen an Weißwürsten, süßem Senf, Aufbackbrezeln, Nutella, Obatzder, weiterem Käse, … mitgebracht.Damit begann der Tag mit einem Weißwurstfrühstück der WG. Die Aufbackbrezeln wurden im Flugzeug leider aufgetaut und in Israel war es mehr oder weniger eine große Teigmasse. Ein paar fleißige Hände versuchten noch das meiste zu retten und so sah es nicht unbedingt wie Brezeln aus, aber es schmeckte durchaus so wie es schmecken sollte.
Wer von den Weißwürsten genug hatte – es gab leider kein Weißbier – konnte die restlichen Brezeln noch mit Nutella oder mit Claras Erdbeermarmelade essen. Die waren aus israelischen Erdbeeren! Irene kriegt in Deutschland bei so ausländischem Zeugs ja immer den „Vogel“ – aber hier war es ja regional :-)
Schnell noch die WG fotografiert bevor es danach weiter ging.
Während des Frühstücks erfuhren wir dann, dass heute und Morgen die Haupt-Tage von Pessach anstehen, wieder kein öffentlicher Nahverkehr ist und in Jerusalem auch die Museen zu haben – dort wollten wir ab Morgen hin. Ok, dann schnell los bevor in Tel-Aviv ab ca. 16:00 Uhr auch alles steht. Wir fuhren also mit dem Bus zu Claras (ehemaliger) Arbeitsstelle – einem Heim für Autisten. Davor hatten wir noch ein paar Klamotten von mir bei Clara gewaschen. Irene trat unterwegs, da wir ca. 30 Minuten auf den Bus warten mussten, als Wäsche-Trocken-Ständer auf:
Im Heim angekommen gab es großes Willkommen … und es war beidseitiger Abschieds-Schmerz zu fühlen. Fotos vom Heim gibt es nicht!
In Tel-Aviv zurück gab es an einem Straßenstand erst mal leckere Fruchtsäfte. Frischgepresst! Granatapfel, Orangensaft, Minz-Smoothie, Mix aus allem möglichen als Smoothie, … total frisch & lecker.
Nach einem kurzen Mittagessen, im gleichen Vegie-Restaurant wie schon beim letzten Mal, ging es über den Markt wieder nach Hause. Der war, wegen den beginnenden Pessach-Feiertagen, schon am Abbauen. Aber der Schwabe lässt bekanntlich nix verkommen – und so reihten wir uns bei den israelischen Essens-Sammlern ein. Ausbeute war gut und schmeckte vorzüglich :-).
Bevor die letzten Bilder dazu kommen noch ein Hinweis: Morgen geht es aus der Ferienwohnung in Tel-Aviv raus. Damit ist eventuell die gute Internet-Versorgung vorbei. Wir werden sehen … evtl. ist hier aber erst mal Sendepause.
Nun noch die Bilder vom Markt, der Quelle unserer Lebensmittel :-) und der Ausbeute vom „Containern“.
Palästina, Bethlehem
Heute war frühes Aufstehen angesagt. Unsere Wohnungseigentümer hatten Gestern schon angekündigt, dass sie um 8:30 Uhr wieder da sein werden. Der Reisekoffer stand dann gestern schon da. Irene hat noch einmal alles klar Schiff gemacht und ich habe noch ein kleines Briefchen an die Eigentümer geschrieben. Martha hatte eine Kitty-Tasse des Kinds zerdeppert und unter mir brach gestern ein Stuhl auf der Terasse zusammen – war auch eine Fehlkonstruktion. Nun ja … beim Fallen hab‘ ich mir auf jeden Fall mal sauber den Arm aufgeschrammt.
Als die Vermieter dann auch nach 8:30 Uhr nicht da waren, haben wir uns mal auf den Weg gemacht.Zu Fuß ging es zur zentralen Busstation um ein Sherut (Sammeltaxi) in Richtung Jerusalem zu suchen. Mit 5 Personen ist man da der Held da es sich dann für das Sherut bzw. den Fahrer fast schon lohnt. Unser Sherut war aber voll ausgebucht und so ging es nach dem Bezahlen auf die Reise (wg. Pessach allerdings mit Shabbat-Aufschlag).
Die Strecke kannten wir ja schon vom Ausflug an das Tote Meer. Dank den Kenntnissen von Laura und Clara fanden wir uns nach der Ankunft in Jerusalem auch schnell zurecht und waren in guten Händen. Ankunft war in unmittelbarer Nähe des Damaskus-Tors, an dem dann auch die Busse nach Bethlehem abfahren. Davor war aber erst mal Frühstück bzw. Mittagessen angesagt. Wir hatten wieder unseren nun schon fast De-Facto-Standard: Hummus, Falafel, Pita und ein paar Gemüsebeilagen – heute am Schluss noch mit süßem Tee.
Nach dem Bezahlen ging es dann zum Bus nach Bethlehem. Das sind dann ganz normale, große Reisebusse. Für mich war in meiner Vorstellung zwischen Jerusalem und Bethlehem immer eine riesige Distanz – in Wirklichkeit ist Bethlehem eigentlich ein Nachbarort von Jerusalem und man ist sofort dort. Der Grenzübergang nach Palästina war dann aber wegen des Shabbats geschlossen und so mussten wir nicht nur den Bus am Checkpoint verlassen, sondern wurden auf der anderen Seite auch nicht wieder vom Bus empfangen. Da fast kein Personenverkehr war, waren auch die Kontrollstellen im Checkpoint nur spärlich besetzt. Es war aber auch mit deutschem Reisepass ein beklemmendes Gefühl durch die diversen Gänge, Drehkreuze, … zu gehen.
Für uns wecken die Grenzanlagen sofort Erinnerungen an die Mauer zwischen der DDR und der BRD. Ich habe letztere nie im Original gesehen, die Mauer hier überragt unsere ehemalige innerdeutsche Mauer doch erheblich – sind die Betonteile doch immerhin rund acht Meter hoch! Die Berliner Mauer war 3,6m hoch!
Auf palästinensischer Seite wartete dann eine Armada von Taxis, die an uns aber zu ihrem Leidwesen nichts verdient haben – wir gingen nämlich zu Fuß nach Bethlehem rein. Dabei gingen wir eine relativ lange Strecke an der Mauer entlang, sahen uns die Graffitis an und lasen die Kurzberichte von Betroffenen.
Das macht alles doch sehr betroffen und der Kopf versucht das irgendwie zu verstehen und zu verarbeiten – bei mir leider bislang ohne wirkliches Ergebnis. Lässt man das Fehlverhalten der Soldaten / der Polizei mal außen vor, haben beide Seiten natürlich Argumente für ihr Verhalten. Ich habe mir heute nur gedacht, dass ich froh bin hier in keiner Entscheiderfunktion tätig sein zu müssen. Es ist auf jeden Fall für die normalen Betroffenen, die einfach nur in Frieden und Ruhe leben wollen, ein Alptraum – so viel ist sicher.
In Bethlehem selbst erreichten wir nach einer mittleren Stadtwanderung das Youth Hostel und wurden dort auch aufgenommen. Zusammen mit einer anderen deutschen Familie sind wir in einem Schlafsaal mit Stockbetten einquartiert. Die Betreiber des Hostels sind extrem freundlich und nett.
Nachdem wir die Betten bezogen hatten, machten wir uns auf den Weg zur Geburtskirche Jesu. Mit rund 1700 Jahren auf dem Buckel ein durchaus altes Bauwerk. Zusammen mit vielen Pilgern (heute waren es vornehmlich Gruppen aus Äthiopien) stellten wir uns an um die Geburtsgrotte Jesu zu besichtigen. Mal abgesehen davon, dass die Art mancher Frömmigkeit auch mich sehr befremdend wirkt, wird auch hier wieder eine der Vorstellungen meiner Kindheit in Frage gestellt – war es nun ein Stall mit einer Krippe oder doch diese Grotte im Gestein?
Wie auch immer – anschließend ging es durch die Altstadt von Bethlehem an den vielen Geschäften vorbei. Wie in Touristenorten üblich, haben die Händler in allen Sprachen ein paar Sprüche drauf. Auf „ich liebe Bratkartoffeln“ als Anmachspruch war ich dann aber doch nicht vorbereitet :-). Auch die scherzhaften Verhandlungen zum Verkauf meiner blonden Töchter waren nicht erfolgreich – ich wollte nicht unter 39 Kamele und das war dem arabischen Händler zu viel. Wir hatten aber alle einen großen Spaß. Triefend süßes Baklava-Gebäck machte dann fast alle erst mal wieder sehr zufrieden. Irene bekam kurz darauf noch eine Portion Falafel und dann trennten sich die Wege von Eltern und Kindern. Letztere gingen ins Vertriebenen-Camp und wir zum Ausruhen in die Jugendherberge.
Von Bethlehem über Hebron nach Jerusalem
Nach einem ausgiebigen Ausschlafen in der Jugendherberge von Bethlehem, ging es nach einem kurzen Frühstück in Richtung Hebron weiter. Dazu begaben wir uns an den Busbahnhof von Bethlehem und hatten mit ein paar weiteren Fahrgästen das Sherut (Sammeltaxi) schnell voll – los ging es. Die Fahrt ging recht schnell, die Strecke ist auch recht kurz.
„Witzig“ zu bemerken ist nur wieder die etwas spezielle Situation hier: Während die Ländereien noch zu einem guten Teil zu Palästina gehören, sind die benutzten Fernstraßen israelischer Besitz. Beim Abzweig in Städte wie Hebron sind dann rote Warnschilder angebracht die vor diesen Städten warnen und insbesondere israelischen StaatsbürgerInnen die Weiterfahrt untersagen bzw. auf das gesetzliche Verbot hinweisen. Da wir als Deutsche, evtl. im Gegensatz zu Israelis, nicht bedroht sind, fuhren wir also fröhlich mitten nach Hebron rein.
Dort angekommen begaben wir uns in die Altstadt – für uns wirklich malerische Verhältnisse! Alles ist so wie man sich einen arabischen Markt eben vorstellt. Obwohl man natürlich auch dort auf Touristen eingestellt ist – insbesondere was das Bewerben der eigenen Waren anbetrifft – ist der Markt und die Geschäfte in solch einer Stadt noch ziemlich original.
Relativ viele Männer wollten sich uns entweder als Führer anbieten oder uns zumindest über die Situation in Hebron aufklären. Das besondere hier ist, dass es mitten in der Stadt eine jüdische Siedlung gibt. Diese Siedlung befindet sich mitten in der Altstadt und greift Besitzrechte von 1929 neu auf. Ob das nun sinnvoll ist oder nicht sei dahin gestellt – Fakt ist aber, dass die Siedlung sowie die Siedler von den Palästinensern natürlich abgelehnt wird. Dem Vernehmen nach bekommen die israelischen Siedler in den Geschäften nichts, fühlen sich bedroht, und sind das während „Demonstrationen“ und in unruhigeren Zeiten sicher auch. Somit kommen zu den Siedlern eine Menge an israelischen SoldatInnen zur Bewachung dazu. Das Verhältnis ist offenbar 1:2 – sprich: es kommen auf einen Siedler zwei Soldaten! Die eigentliche Siedlung ist abgesperrt und ob bzw. welche Palästinenser da rein dürfen ist uns unklar. Es sieht auf jeden Fall aus wie eine Geisterstadt und an allen Ecken und Enden stehen SoldatInnen, patrouillieren durch die Straßen und sind auf Hausdächern postiert.
Hebron ist, von der Altstadt und der Siedler-Geisterstadt mal abgesehen, für die Gräber der biblischen Größen Abraham, Isaak, Jakob und deren Frauen Sara, Rebekka und Lea berühmt. Da diese sowohl für Juden, als auch Muslime und Christen sehr relevant sind, gibt es eine Synagoge und eine Moschee über der Höhle mit den Gräbern. Beide sind in einem Gebäude und so nebeneinander angeordnet, dass beide Seiten auf die Stellen blicken können unter denen sich die angeblichen Gräber befinden.
Übernachtet haben wir das erste Mal via Couchsurfing. Laura hatte einen Kontakt und das hat auch prima geklappt. Eine komplette Familie hatte unser Gastgeber auch das erste Mal :-)
Am nächsten Tag ging es (nach längerer Beratung) nicht weiter nach Nablus. Stattdessen fuhren wir direkt nach Jerusalem um die Stadt auch noch anzuschauen.
Nun … Jerusalem … kennt man schon von unendlichen vielen Bildern. Erneut überraschen die geringen Distanzen zwischen den diversen biblischen Stätten. Mir war außerdem die Weitläufigkeit des Markts unbekannt :-( was erneut zu Beinschmerzen führte. Besichtigt haben wir also den Markt (mehrfach, links rum, rechts rum, diagonal, …), dann noch einmal :-). Ansonsten die Grabeskirche und die Klagemauer. Den Felsendom und die umlaufenden Mauern haben wir verpasst – es war irgendeine militärische Zeremonie an der Klagemauer und alles war gesperrt. Nun ja … hier ein paar Bilder:
So gut wie einen Tag haben wir in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem verbracht. Ein Besuch den ich nur jedem empfehlen kann. Sehr beeindruckend! Da das Fotografieren im Inneren nicht erlaubt war, nachfolgend nur Bilder vom Eingang zum Hauptgebäude und von dessen Ausgang.
Hiermit endet dann auch die Reise. Wir fuhren heute nach Tel Aviv zurück und Morgen in aller Frühe geht es zurück nach Deutschland.